Ein Zoo im Wandel
Im 19. Jahrhundert, in dem Erzählungen über wilde Tiere und ferne Länder die Fantasie der Menschen beflügeln, nutzt der Gastronom Ernst Pinkert die Begeisterung für das Unbekannte und baut seine Gaststätte, den Pfaffendorfer Hof, zu einem Tiergarten um. Am Pfingstwochenende 1878 strömen 4.500 Besucher zur Zooeröffnung und bestaunen Kängurus, Papageien und Antilopen ebenso wie einen bengalischen Königstiger und ein Löwenpaar.
In den mehr als 140 Jahren seither war der Zoo Leipzig stets Teil gesellschaftlicher Entwicklungen und politischer Systeme und ist seinen Weg durch zwei Weltkriege, wirtschaftliche Engpässe und politisch unruhige Zeiten bis hin zum heutigen Zoo der Zukunft gegangen.
Eine Reise durch die Geschichte des Zoos im Spiegel der Zeit mit seinen Höhen und Tiefen offerieren das Buch „Auf der Spur des Löwen. 125 Jahre Zoo Leipzig“ sowie die Sonderedition der Leipziger Blätter unter dem Titel „Unterwegs im Zoo der Zukunft“.
1878
Ernst Pinkert erweitert am 9. Juni die Gaststätte „Pfaffendorfer Hof“. Aus dem Wirtshaus mit angeschlossenem Wildgehege wird einer der ersten Zoos in Europa.
1879-1898
Trotz finanzieller Schwierigkeiten gelingt es Pinkert, neue Gehege anzulegen und den Tierbestand zu erhöhen. Die Verbindung von Tierhaltung, Gastronomie und Veranstaltungsbetrieb sichert das Überleben. Sport- und Musikveranstaltungen finden ebenso statt wie Völkerschauen.
1898
Es wird eine „Aktiengesellschaft Zoologischer Garten“ gegründet, die den Zoo erwirbt. Pinkert erhält eine finanzielle Entschädigung und bleibt weiterhin Direktor. In den Folgejahren wird ein umfangreiches Neubauprogramm realisiert.
1900 / 1901
Der Tiergarten wird ausgebaut. In nur zwei Jahren entstehen das neue Raubtierhaus, das Affenhaus sowie das Haupt- und Verwaltungsgebäude.
1910
Das Aquarium wird errichtet. Im Jahr 2022 wird der Neubau mit der erhaltenen historischen Fassade neu eröffnet.
1913
Das Aquarium wird um das Terrarium erweitert. In dem Gründerzeithaus leben heute noch Schlangen, Echsen und Alligatoren.
1914-1918
Der Ausbau des Zoos wird durch den Ersten Weltkrieg gestoppt. Ab 1915 schreibt die Aktiengesellschaft Verluste. Während viele Wärter zur Armee eingezogen werden und die Betriebsausgaben steigen, gehen die Tierbestände zurück. 1920 ist die Aktiengesellschaft zahlungsunfähig und der Zoo geht in den Besitz der Stadt über.
1928
Wildes Treiben in jeder Höhenlage – die Freiflugvolieren, die Raubtierfelsen und das Jason-Denkmal werden fertig gestellt.
1935
Jede Menge Spaß für Groß und Klein. Der Zoo baut den Tierkindergarten zum Streicheln, Anfassen und Füttern.
1939-1942
Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wird ein Drittel der Belegschaft - etwa 20 Tierpfleger, Angestellte und Hilfskräfte – zur Wehrmacht eingezogen. Die Zahl der Besucher erreicht 1942 mit 840.000 zahlenden Personen einen neuen Rekord.
1943-1945
Der Zoo erleidet durch mehrere Luftangriffe schwere Verluste im Tierbestand und der Bausubstanz. Der Mangel an Futtermitteln und Brennstoffen führt zum Tod weiterer Tiere. Im Zoo arbeiten Kriegsgefangene. Vom 19. April bis zum 05. Mai 1945 bleibt der Zoo für den Publikumsverkehr gesperrt.
1955
Die ersten Lehrlinge beginnen mit der ersten staatlich anerkannten Ausbildung zum Zootierpfleger. Von Anfang an sichert ein verbindlicher Stundenplan den hohen Standard, der bis heute gilt.
1969
Fröhliches Gezwitscher: Das Vogelhaus mit Freiflughalle öffnet seine Türen. Außerdem lädt die Zooschule erstmals am 1. September zum Unterricht in den Zoo.
1976
Die Huftierfreianlagen werden fertiggestellt. Afrikanische Zwergziegen, chinesische Wasserrehe und australische Bennettkängurus ziehen nach Leipzig.
1990
Die finanzielle Situation verschlechtert sich dramatisch. Kurz vor der Währungsunion sperrt die Stadt alle Konten und garantiert lediglich die Löhne. Kritische Stimmen zur Situation der Tierhaltung mehren sich. Der Zoo erhält den Status eines städtischen Regiebetriebes
1992
Eines der ältesten Gebäude des Zoos bekommt einen Neuanstrich: Das Aquarium wird nach 82 Jahren renoviert und erweitert. Zusätzliche Becken bieten neuen Lebensraum für Fische.
2000
Einstimmig beschließen die Stadtverordneten am 14. Juni das Konzept vom Zoo der Zukunft. Am 1. August wird der Zoo in eine GmbH umgewandelt.
2001
Das Jahrtausend fängt gut an für afrikanische Großkatzen und Menschenaffen. Die Löwensavanne Makasi Simba und die Menschenaffenanlage Pongoland öffnen ihre Pforten.
2002
Die Lippenbären ziehen in ihr neues Zuhause, die Lippenbären-Schlucht. Das historische Raubtierhaus wird zum Entdeckerhaus Arche umgestaltet.
2003
Mehr Freiraum für asiatische Großkatzen: Die Tiger-Taiga entsteht. Die neue Unterwassersichtscheibe bietet eine einmalige Perspektive auf die Amurtiger als perfekte Schwimmer.
2004
Die fertig gestellte Kiwara-Savanne ermöglicht Streifzüge zu Giraffen, Zebras und vielen anderen afrikanischen Tierarten. Außerdem hat der Zoo jetzt sein eigenes Parkhaus.
2005
Okapis, die bedrohten Waldgiraffen, haben ein neues Zuhause gefunden. Im extra eingerichteten Waldgehege fühlen sich die scheuen Tiere aus dem Kongo wohl.
2006
Ein Tempel im Zoo? Natürlich, schließlich kommen unsere Elefanten aus Asien. Unser Elefantentempel Ganesha Mandir bietet ihnen echten Luxus mit Sand- und Badebecken.
2011
Nach vier Jahren Bauzeit eröffnet die einmalige Tropenerlebniswelt Gondwanaland mit ihrer üppigen Tier- und Pflanzenwelt.
2014
Amurleoparden beziehen das Leoparden-Tal, die Flamingolagune und ein neuer Zoo-Ausgang werden eingeweiht.
2015
Die Kiwara-Kopje, Lebensraum für Spitzmaulnashörner, Geparden, Husarenaffen und Stachelschweine sowie der Bärenburg-Spielplatz werden eröffnet.
2015
Mit einem vom Zoo Leipzig, der Stadt und der Leipziger Messe GmbH initiierten Sanierungskonzept wird die historische Kongreßhalle als modernes und multifunktionales Kultur-, Ausstellungs- und Veranstaltungszentrum im Herzen der Stadt wiederbelebt.
2016
Nach gut einem Jahr Bauzeit konnte das bereits im Jahr 1901 eröffnete historische Affenhaus in ein modernes Koala-Haus umgebaut werden.
2017
Im August 2017 eröffnet die Hochgebirgslandschaft Himalaya als artgemäßer Lebensraum für Schneeleoparden und Rote Pandas.
2018
2018 wird die historische Große Freiflugvoliere nach erfolgreicher Sanierung als begehbare Anlage eröffnet.
2018
Pampa, Pantanal und Patagonien locken mit ihren tierischen Bewohnern, wie Guanakos, Großen Ameisenbären, Mähnenwölfen oder Darwin Nandus.
2022
Das modernisierte Aquarium wird wiedereröffnet. Nun bietet der Gebäudekomplex wieder faszinierende Einblicke in die vielfältige und höchst bedrohte Unterwasserwelt.