Das Pustelschwein ist das Zootier des Jahres. Die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e.V. möchte die aus Asien stammende Wildschweinart aufgrund der zunehmende Bedrohung ins Rampenlicht stellen.  Während der „Zootier des Jahres“-Kampagne 2022 werden Spenden gesammelt, um schnellstmöglich Maßnahmen zum Schutz der bedrohten Pustelschweinarten zu unterstützen. So soll etwa auf der indonesischen Insel Java in einer Erhaltungszuchtstation eine Reservepopulation von Bawean-Pustelschweinen aufgebaut werden. Auch für die inzwischen seltenen Java-Pustelschweine und das von der Ausrottung bedrohte philippinische Visayas-Pustelschwein gibt es bereits Schutzkonzepte, deren zeitnahe Umsetzung durch die „Zootier des Jahres“-Artenschutzkampagne ermöglicht werden sollen.

Viele wild lebende südostasiatische Schweinearten sind durch den Verlust ihres Lebensraumes bedroht, welcher durch illegalen Holzeinschlag, kommerziellen Kahlschlag und der Ausbreitung von Menschen genutzter Flächen, verursacht wird. Ihre Restbestände sind daher in räumlich getrennte Populationen zersplittert. Die Hybridisierung, also die genetische Vermischung mit freilebenden oder verwilderten domestizierten Schweinen sowie eurasischen Wildschweinen, stellt ein weiteres Problem dar. Zudem werden die Schweine stark bejagt, zum einen, weil sie in einigen Regionen als bevorzugte Nahrungsquelle dienen und ihr Fleisch auf dem Markt oft einen höheren Preis als das der Hausschweine erzielt und zum anderen, weil sie vor allem durch Lebensraumverlust Ernteschäden verursachen.

Aktuell kommt noch eine weitere große Bedrohung für die Pustelschweine hinzu - die „Afrikanische Schweinepest“. Hierbei handelt es sich um eine hochansteckende Viruserkrankung, die in den meisten Fällen tödlich für die befallenen Schweine verläuft. Für Menschen ist das Virus ungefährlich. Während die Infektionskrankheit für die Fleischindustrie zu immensen Verlusten führt, kann die Seuche insbesondere für Pustelschweinarten, die nur in sehr begrenzten Gebieten, etwa auf kleineren Inseln leben, zur kompletten Ausrottung des Bestandes führen.

Auch Dr. Johanna Rode-Margono, Vorsitzende der Schweineexpertengruppe der Weltnaturschutzunion IUCN betont: „Durch immer kleiner werdende, akut bedrohte Populationen in der freien Wildbahn wird die Arterhaltung von Wildtieren in Menschenobhut immer wichtiger. Angesichts sehr ansteckender Krankheiten wie der afrikanischen Schweinepest müssen wir rechtzeitig tragfähige, gesunde Populationen an Pustelschweinen aufbauen, die im Falle einer Ausrottung in den natürlichen Lebensräumen als Arche oder zur Aufstockung dienen können.“

Aus der Sicht mancher Menschen sind Pustelschweine nicht unbedingt Schönheiten. Ihren Namen verdanken sie drei Paar warzen- oder pustelartigen Schwellungen im Gesicht, die bei älteren Ebern zum sehr prägnanten Aussehen beitragen. In Gebieten, in denen wilde Schweinearten natürlicherweise vorkommen, sind diese großen, allesfressenden Landschaftsingenieure ökologische Schlüsselarten. Durch ihr Fress- und Wühlverhalten, aber auch als Beutetiere für andere bedrohte Arten und Ernährungsgrundlage indigener Völker, haben Schweine wesentliche Funktionen in großen und kleinen Ökosystemen.

Hier erfahren Sie mehr zur Kampagne und können auch direkt die Projekte unterstüzen: Zootier des Jahres - Zootier des Jahres

Der Zoo Leipzig hält seit dem Jahr 2009 diese vom Aussterben bedrohte Wildschweinart und war nach 45 Jahren der erste Zoo in Deutschland, der diese Tierart wieder in den Bestand aufgenommen hat. Aktuell leben drei Tiere in einem Gehege gegenüber der Tiger-Taiga. 

Zur „Zootier des Jahres“- Kampagne

Die „Zootier des Jahres“-Artenschutzkampagne wurde 2016 mit dem Ziel ins Leben gerufen, sich für gefährdete Tierarten einzusetzen, deren Bedrohung bisher nicht oder kaum im Blick der Öffentlichkeit steht. So werden für den Titel „Zootier des Jahres“ Tierarten ausgewählt, die teils kurz vor der Ausrottung stehen, jedoch bisher keine oder eine nur sehr geringe Lobby haben und auch oft nicht im Fokus anderer Naturschutzorganisationen stehen. Vier im Artenschutz sehr aktive Partner bündeln daher ihre Kräfte. Zusammen mit der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e.V., arbeiten die Einrichtungen und Mitglieder der Deutschen Tierpark-Gesellschaft e.V., des Verbandes der Zoologischen Gärten e.V.  und der Gemeinschaft der Zooförderer e.V.  im Rahmen der Kampagnen eng zusammen.