Der Zoo Leipzig distanziert sich entschieden von jeder Form von Rassismus und Ausgrenzung und verwahrt sich als Unternehmen mit all seinen Mitarbeitern und Partnern, unabhängig von Herkunft und Hautfarbe, entschieden gegen Vorwürfe, die ihm rassistisches Verhalten und die Fortsetzung kolonialistischen Handelns sowie die Reproduktion von rassistischen Stereotypen vorwerfen. Als wissenschaftliche Institution arbeitet der Zoo in Leipzig und weltweit mit internationalen Partnern zusammen und schätzt die Expertise und Zusammenarbeit mit den verschiedenen Akteuren aus Wissenschaft und Kultur. Darüber hinaus gehört auch die Unterstützung der Bevölkerung in den Gebieten, die als Lebensräume bedrohter Tierarten im Fokus unserer Arbeit stehen, zu unserem Selbstverständnis und unserer Verantwortung.

Der Zoo Leipzig ist sich seiner Geschichte bewusst und geht als international engagiertes Unternehmen sehr sorgsam damit um. Wenn wir eine Veranstaltung mit Künstlern durchführen, dann begegnen wir jedem Einzelnen unabhängig von seiner Herkunft stets mit Respekt und respektieren ebenso die künstlerische Freiheit bei der Gestaltung der Auftritte. Wir nehmen unsere Verantwortung als Bildungs- und Kulturstätte ernst und gehen sensibel mit Bedenken und Vorbehalten um. Aus diesem Grund werden wir unabhängig von politischen Beschlüssen den begonnenen Dialog mit dem Migrantenbeirat der Stadt Leipzig unter Einbeziehung der beteiligten Künstler und im Sinne der kulturellen Vielfalt sowie Berufsfreiheit fortsetzen.

Darüber hinaus betont der Zoo Leipzig, dass er als Ort der Erholung, des Natur- und Artenschutzes, aber auch der Bildung und der internationalen Begegnung keine Ausgrenzung von Nationalitäten, Kulturen und Hautfarben vornimmt – weder in seiner Belegschaft noch bei seinen Künstlern oder Gästen. Der gegenseitige Respekt ist gelebter Zooalltag – bei der internen Arbeit wie auch im Dialog mit externen Akteuren.

Wir heißen alle Besucher, Gäste und Partner unabhängig ihrer Herkunft, Geschichte und Kultur weiterhin vorbehaltlos willkommen und freuen uns darauf, Einblick in die Welt der Pflanzen und Tiere sowie ihrer Lebensräume auf den verschiedenen Kontinenten zu geben.

Berlin, 19. Mai 2022
Beschluss des Stadtrates Leipzig zum Verbot von Showauftritten im Zoo Leipzig
Stellungnahme der Copacabana Sambashow Berlin


Vielen Dank Migrantenbeirat. Wir dürfen nun also nicht mehr im Zoo Leipzig
auftreten! Unsere Kostüme wurden von Brasilianischen Designern für Brasilianische
Künstler angefertigt, die diese bei der großen Parade der Sambaschulen beim
Karneval in Rio de Janeiro dem Brasilianischen Publikum und Gästen aus aller Welt
präsentierten. Dies exakt so mit in Deutschland lebenden Brasilianischen Künstlern,
die zum Teil selbst im „Sambódromo“ in Rio aufgetreten sind, in Leipzig zu zeigen,
reproduziert also Klischees und ist rassistisch? Folgte man der Logik des Beschlusses
des Stadtrates Leipzig, dann müsste man auch den Karneval in Rio verbieten!
Die Argumentation des Migrantenbeirats und des Stadtrates ist von Unkenntnis
geprägt und schlicht falsch. Hätten sie auch nur einmal unsere Show gesehen, dann
verstünden selbst sie es: authentischer als wir dies tun, kann man unsere Kultur in
Deutschland nicht präsentieren! Für uns ist diese Entscheidung ein schwerer Eingriff in
die grundgesetzlich geschützte Freiheit der Kunst. Sie kommt einer Zensur unseres
künstlerischen Schaffens gleich und führte quasi zu einem Berufsverbot für unsere
Künstler, folgte man überall dieser Denkweise.


Wir werden auf Grund der typischen künstlerischen Darbietung unserer Kultur, die
untrennbar verbunden ist mit unseren Traditionen und unserer Herkunft - denn in
Brasilien macht man das genau so – als Künstler nicht nur nicht ernst genommen,
sondern als naiver Beförderer von Rassismus gebrandmarkt. Statt anzuerkennen, dass
in Brasilien unsere Kultur nun einmal in dieser Form gelebt wird, wie wir sie bislang in
Leipzig zeigen durften, wird über unsere Köpfe hinweg diskutiert und von einer
vermeintlich höheren moralischen Erkenntnis aus über unsere Kunst geurteilt.
Doch sind nicht genau dies Merkmale eines kolonialen Blickes auf eine fremde Kultur,
deren Ausdrucksweise man nicht zu akzeptieren oder zu verstehen gewillt ist und
deren Argumente man offenkundig als aus einer unterentwickelten oder rückständigen
Zivilgesellschaft stammend einstuft? Das ist Rassismus gegen unsere Kultur!
Wir brauchen weder belehrende Deutsche, noch in diesem Land politisch sozialisierte
und ideologisierte Migranten, die sich gegenseitig ihres fortschrittlichen Denkens
versichern, uns Unwissenden, die noch nicht ausreichend dialektisch gebildet oder
noch nicht reif genug sind, die Zusammenhänge zu verstehen, die Welt erklären und
uns zeigen, was an unserer Kunst richtig und was daran falsch ist.
Zwei Offene Briefe haben wir dem Migrantenbeirat geschrieben und mehrfach um
deren Beantwortung und um ein Eingehen auf unsere Argumente gebeten. Leider
erhielten wir keine einzige inhaltliche Stellungnahme, überhaupt keine Antwort auf
unsere detailliert ausgeführten Standpunkte und Vorschläge.
Stattdessen erhielten wir lediglich per E-Mail eine kurzgefasste Einladung zu
Diskussionsabenden vor Ort mit Textbausteinen aus dem studierten und
ideologisierten Phrasenbaukasten wie "intensiven Ver- und Aufarbeitungsprozess …
für eine multidimensionale, transdisziplinäre und intersektionale Beteiligung aller
Akteur:innen".

Wir sagten unsere Teilnahme für den Fall zu, dass man uns gegenüber zuvor ein
Mindestmaß an Respekt erwiese, indem man inhaltlich und schriftlich auf unsere
Argumente einginge. Doch diese Mühe wollte sich der Migrantenbeirat dann doch
nicht machen; trotz Nachfrage erhielten wir keine Antwort und deswegen nahmen
wir an keiner Diskussion vor Ort teil.
Wenn der Migrantenbeirat nun glaubt, uns nicht ins Weltbild passende, vermeintlich
schlichte Gemüter und unbequemen Fragensteller, mittels einer ideologisch
geprägten politischen Entscheidung loswerden zu können, dann hat man sich
verkalkuliert. Wir lassen uns nicht „canceln“!
Copacabana Sambashow Berlin wird alle rechtlichen Optionen prüfen, um diesen
schweren Eingriff in unser Recht auf die Unverletzlichkeit der Freiheit der Kunst
zurückzuweisen. Das Bundesverfassungsgericht hat solchen Eingriffen ganz enge
Grenzen gesetzt, diese meist gänzlich ausgeschlossen und immer geurteilt nach dem
Leitsatz: „Kunst darf - fast - alles“.


PS: Wir verweisen an dieser Stelle auf die Argumentation aus unserem Zweitem
Offenen Brief:


1. Die Freiheit der Kunst
Wir zitieren hier gern aus Wikipedia: „Die Kunstfreiheit ist ein Grundrecht, das
dem Schutz künstlerischer Ausdrucksformen dient. In Deutschland ist es in Art. 5
Absatz 3 des Grundgesetzes (GG) verankert. Dort zählt es zu den am stärksten
geschützten Grundrechten des deutschen Grundrechte-Katalogs. Das
Bundesverfassungsgericht zählt die Kunstfreiheit zu den
Kommunikationsgrundrechten und erachtet es daher als wesentlich für die
demokratische Grundordnung.“
„Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei.“ Wir vertreten
deswegen die Auffassung, dass Bedenken gegen künstlerische Auftritte unter
besonderer Beachtung insbesondere der kontinuierlichen höchstrichterlichen
Rechtsprechung in Deutschland, also entsprechend sensibel, geäußert
werden sollten. Demnach „darf Kunst fast alles“ und soll eben nicht durch
gesellschaftliche Debatten in Rechtfertigungsdruck geraten.
Es besteht laut Bundesverfassungsgericht sogar „das Verbot, auf Methoden,
Inhalte und Tendenzen der künstlerischen Tätigkeiten einzuwirken,
insbesondere den künstlerischen Gestaltungsraum einzuengen oder
allgemeinverbindliche Regelungen für diesen Schaffungsprozess
vorzuschreiben.“ Die freie Wahl des Veranstaltungsortes und die Stellung der
Künstler zu dessen Kontext gehören unstreitig dazu.
Zudem sollten die möglichen Folgen einer öffentlich mit harten Vorwürfen
geführten Debatte bedacht werden, die sich in einer Beschränkung der
Kunstfreiheit auswirken können, z. B. wenn sich langjährige Auftraggeber dazu
entschließen, wegen einer unversöhnlich geführten Diskussion und dadurch
befeuerten öffentlichen Anfeindungen (soziale Medien, gesellschaftlicher
Druck), die in Rede stehenden Künstler nicht mehr zu buchen.