Europäische Länder wie Belgien, Deutschland, Frankreich, oder Italien zählen zu den 30 größten Exporteuren und Importeuren von Tigern weltweit. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung, die der WWF am Mittwoch auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Zoo Leipzig vorgestellt hat. Demnach ist es in der EU gestattet, Tiger zu kommerziellen Zwecken in Drittländer zu exportieren. So seien im Untersuchungszeitraum von insgesamt 187 exportierten, lebenden Exemplaren 43 zu kommerziellen Zwecken, wie etwa Zucht, gehandelt worden. Hinzu kommen 73 Tiger, die in Zirkussen, Freizeitparks und Wandertiershows weltweit landeten, etwa in Thailand, Vietnam, China, Singapur, Russland und der Türkei. Darüber hinaus gab es 95 Beschlagnahmungen von Tigerprodukten wie etwa angebliche Medizin oder Schmuckgegenstände. WWF und der Verband der Zoologischen Gärten fordern daher ein Verbot des kommerziellen Handels mit Tigern und Tigerteilen. Kommerzielle und private Haltungen mit schlechten Haltungsbedingungen und fehlenden Kontrollmöglichkeiten sind zu unterbinden. Hierfür könnten existierende gute Mechanismen zur Nachverfolgung einzelner Tiger und Tigerbestände genutzt werden, wie Datenbanken und Register aus den Zoologischen Gärten und Behörden. Das Internationale Tiger-Zuchtbuch wird seit 1973 vom Zoo Leipzig geführt.
„Der illegale oder schlecht regulierte Handel mit Tiger und Tigerprodukten ist auch eine Gefahr für die letzten wildlebenden Exemplare durch Wilderei“, warnt Dr. Arnulf Köhncke, Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland. „Unsere Untersuchungen zeigen, dass auch Europa ein Drehkreuz des internationalen Tigerhandels ist. Jenseits der Zoologischen Gärten gibt es hierzulande viele Tiger in menschlicher Haltung. Allerdings wissen wir nicht einmal die genaue Anzahl und wo sie sich befinden, da jedes Land unterschiedliche nationale Bestimmungen hat. Nur wenige EU-Länder erfassen die Bestände von Großkatzen-Haltern und Privatzüchtern. Diese Situation erschwert die Strafverfolgung in Bezug auf den illegalen Handel mit Tigern aus Gefangenschaft erheblich. Wir machen uns daher große Sorgen, dass die aktuellen Regularien in Europa zu Tigerhaltung und -zucht in privater Hand sowie der Entsorgung toter Tiger nicht verhindern können, dass diese Teil des globalen, illegalen Handels sind. Daher fordert der WWF nicht nur weiterhin die Schließung der asiatischen Tigerfarmen, sondern auch bessere Kontrollen und Regularien in Europa.“
Der WWF und die deutschen Zoos arbeiten beim Schutz bedrohter Tierarten verstärkt zusammen. “Wir können dem Aussterben hochbedrohter Tiere wie dem Tiger, aber auch zahlreicher anderer Arten nur mit gemeinsamen Anstrengungen begegnen. Die Expertise aus der Wissenschaft, der praktischen Haltung von Wildtieren, Forschungsarbeiten und Freilandprojekte müssen zusammenfließen und mit dem Schutz weltweit und vor Ort abgestimmt werden. Das Knowhow und die Werkzeuge zum verantwortungsvollen Management von Wildtieren in Menschenhand sind vorhanden – flächendeckend angewandt können sie helfen, Schmuggel zu unterbinden”, sagt Prof. Jörg Junhold, Präsident des Verbandes der Zoologischen Gärten und Direktor des Zoo Leipzig. Zahlreiche Projekte sind in Zusammenarbeit zwischen WWF und Zoos bereits entstanden, die beispielsweise Tiger, Leoparden, Andenbär sowie Elefanten schützen helfen.