Das neue Schmuckstück des historischen Gründer-Gartens ist eröffnet und lädt ab sofort ein, in die außergewöhnliche Mannigfaltigkeit der Unterwasserwelt einzutauchen. Zoodirektor Prof. Junhold vollzog zusammen mit Oberbürgermeister Burkhard Jung und der Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke die Eröffnung des traditionsreichen Aquariums, dessen Bestehen mit mehr als 112 Jahren Zoogeschichte verbunden ist. Oberbürgermeister Burkhard Jung hebt hervor: „Die Unterwasserwelt der Meere ist auch in unserer komplett kartographierten Welt in großen Teilen immer noch ein Geheimnis. Das neu sanierte Aquarium im Zoo gibt den Menschen immerhin eine Idee davon, welche Vielfalt des Lebens sich unter der Wasseroberfläche findet. Mein großer Dank gilt dem Förderverein, der sich bei der aufwändigen Sanierung finanziell sehr stark eingebracht hat.“

Der Umbau und die Sanierung des Aquariums für 12,5 Millionen Euro wurde im Rahmen des Masterplans Zoo der Zukunft zwischen 2019 und 2021umgesetzt. Der Freundes- und Förderverein sicherte dem Zoo von Beginn an seine finanzielle Unterstützung zu. Als Mehrkosten zu finanzieren waren, erweiterte er die finanzielle Unterstützung auf 2,5 Millionen Euro und übergab heute im Rahmen der Eröffnung Dr. Skadi Jennicke, in ihrer Funktion als Aufsichtsratsvorsitzenden des Zoo Leipzig, die letzte Tranche in Höhe von einer Million Euro. „Wir haben in dieser herausfordernden Pandemiezeit seitens der Stadt aber auch durch den Freundes- und Förderverein viel Unterstützung für das Projekt erfahren. Das empfinden wir keineswegs als Selbstverständlichkeit und verpflichtet uns zu aufrichtigem Dank. Bedanken möchte ich mich auch bei allen Mitstreitern des Teams vom Gründer-Garten und der Bauabteilung, die die Modernisierung und die logistische Herausforderung, fast 3.000 Tiere vorübergehend umzuquartieren und wieder einzugewöhnen, mit persönlichem Engagement und großer Qualität gemeistert haben“, resümiert Zoodirektor Prof. Jörg Junhold.

Mit der Modernisierung geht auch die inhaltliche Neuausrichtung des Hauses einher, die den Fokus auf die tropischen und subtropischen Meer- und Süßwasserlebensräume und deren Bewohner sowie auf die gezielte Erhaltungszucht hochbedrohter Fischarten richtet.

Für die Besucher bedeutet der Umbau ein beispielloses Besuchserlebnis im Aquarium mit zahlreichen neuen Attraktionen: Bereits auf dem neugestalteten Aquariumsvorplatz werden sie von einer großen Koi-Teichlandschaft und einem 2,30 Meter hohen Koi-Dome auf den Themenkomplex eingestimmt, bevor es in den zweistöckigen Rundbau geht, in dem ein imposanter Treppenaufgang zum 360° Ringbecken führt, das unter anderem Schaufelnasen-Hammerhaie und verschiedene Arten Kuhnasenrochen beherbergt. Absolutes Highlight des Hauses ist die Überkopf-Scheibe des 120.000 Liter großen Panoramabeckens, das einen überfluteten südamerikanischen Tropenwald abbildet und außergewöhnliche Einblicke in das Leben der Unterwasserbewohner bietet. Ein in Leipzig erstmals gezeigter Quallen-Kreisel, eine Besucher-Kuppel im Nemo-Becken sowie eine Forschungsstation, die Einblicke in das Ökosystem Tiefsee gibt, sind weitere Neuheiten des Hauses.

Das angrenzende Terrarium wird in den nächsten zwei Jahren ebenfalls grundlegend modernisiert. Insbesondere die Haustechnik muss mit Blick auf den Neubau des Aquariums erneuert werden, um zukünftig beide Häuser optimal versorgen zu können.

 

Kompromiss für das Ringbecken

Der Zoo Leipzig legt bei der Umsetzung des Masterplanes „Zoo der Zukunft“ hohe Maßstäbe in jeglicher Hinsicht an. Auch die Barrierefreiheit erhält dabei einen großen Stellenwert. Gerade bei der Sanierung von alten Bestandsgebäuden sind aber die vorhandenen Gebäude- und Platzverhältnisse zu berücksichtigen und schränken mitunter die Möglichkeiten ein.

Auch bei der Sanierung und dem Umbau des historischen Aquariums, das in seiner Grundform als Bestandsgebäude erhalten wurde, wurden die Möglichkeiten geprüft, neben der gelungenen Barrierefreiheit des gesamten Untergeschosses auch das Ringbecken barrierefrei zugänglich zu machen. Im Planungsprozess wurde klar, dass unter den heutigen Vorgaben das Ringbecken als eigenes Geschoss nicht genehmigungsfähig ist, sondern als Galerie mit einem einzelnen Becken betrachtet werden muss.

Neben den baulichen Besonderheiten der geschlossenen Kuppel und des durchgehenden 360-Grad-Ringbeckens, die keinen Durchbruch von außen für einen zusätzlichen Fahrstuhlschacht zulassen, musste aufgrund des Brandschutz- und Fluchtwegekonzepts auch auf die Installation eines Treppenlifts verzichtet werden, da dieser nicht genehmigungsfähig war. Der Antritt vor dem Ringbecken kann im Notfall nur über die vorhandene Treppenanlage evakuiert werden, die somit als Fluchtweg freigehalten werden muss und nicht eingeschränkt werden darf. Eine Verbreiterung der Treppen zugunsten eines Treppenlifts war aufgrund der vorhandenen Platzverhältnisse im Gebäude nicht möglich. Es blieb schlussendlich nur die Möglichkeit diese Einschränkung zu akzeptieren, um das Ringbecken weiter für den Besucherverkehr geöffnet zu halten. Alternativ hätten wir ansonsten einen Komplettabriss vornehmen müssen oder den Zugang zur obere Etage mit Kuppel mit dem Ringbecken für die Besucher sperren  müssen.  Das Prüf- und Genehmigungsverfahren für die Maßnahmen der Sanierung des historischen Aquariums wurde unter Einbeziehung und schließlich mit Ausstellung der Baugenehmigung seitens der Stadt begleitet.

Der Zoo Leipzig bedauert, dass es aufgrund der vorhandenen Platzverhältnisse in dem historischen Gebäude sowie den aktuellen Anforderungen an ein solches Gebäude trotz intensiver Prüfung keine Möglichkeit gab, den direkten Antritt zum Ringbecken im Sanierungsprozess barrierefrei zu gestalten. Wir werden dennoch auch künftig unser Augenmerk darauf legen, technische Entwicklungen zu nutzen, um Barrieren abzubauen und die Teilhabe aller am Zooerlebnis möglichst umfänglich sicherzustellen.