20 Jahre Masterplan, 32 Millionen Besucher und 200 Millionen Euro Gesamtinvestitionen: Der Zoo Leipzig ist seit dem Start vor 20 Jahren weit vorangekommen. Neben wegweisenden Projekten wie die weltweit einzigartige Menschenaffenanlage Pongoland und der Tropenerlebniswelt Gondwanaland hat der Zoo in den letzten zwei Jahrzehnten zahlreiche neue Anlagen errichtet und modernisiert. Zoodirektor Prof. Jörg Junhold blickt im Interview auf die Anfänge und auf die Fortschritte bei der Umsetzung des Masterplanes Zoo der Zukunft zurück, der am 14. Juni 2000 einstimmig vom Leipziger Stadtrat beschlossen wurde.

Seit 1997 sind Sie Direktor und Geschäftsführer des Zoo Leipzig. Welche Erinnerungen haben Sie an die ersten drei Jahre?

Es waren drei extrem arbeitssame Jahre, die einerseits bestimmt waren von der Entwicklung eines zukunftsträchtigen Masterplanes und andererseits das Ziel verfolgten, kurzfristige Verbesserungen zu erreichen. Ich muss gestehen, ich hatte anfänglich unterschätzt, welchen öffentlichen Stellenwert der Zoo in Leipzig genießt.

Wie kam es zu der Idee Zoo der Zukunft?

Mir war schnell klar, dass es mit kleinen Maßnahmen allein nicht zu schaffen war, den Zoo auf die Erfolgsspur zurückzubringen. Ich war immer davon überzeugt, dass wir zu den Spitzenzoos in der Welt gehören müssen und dass wir einen griffigen Titel für unseren Masterplan brauchen.  Und so kam es zum Zoo der Zukunft, um klar zu machen, dass es hier um die Zukunft und etwas Innovatives geht. Schnell initiierten wir ein kleines Team, dass sich mit der Analyse des Zoos beschäftige und Ideen entwickelte, wie der zukünftige Zoo aussehen könnte.

Welche Zielstellung gab es im Rahmen der Entwicklung?

Es gab mehrere Ziele und Rahmenbedingungen, die in Einklang gebracht werden mussten. Es ging um den Tierbestand Ende der 90er Jahre, der in den Plan eingebunden wurde. Zudem spielten Artenschutzgesichtspunkte immer eine große Rolle bei der Auswahl der Arten. Der dritte Faktor waren die Besucher, für die das Zooerlebnis attraktiv sein sollte. Hier galt es, eine Architektur zu finden, die sowohl ansprechend ist als auch Erkenntnisse der modernen Tiergärtnerei berücksichtigt, um eine artgemäße Haltung zu ermöglichen. 

Im Jahr 2000 wurde der Masterplan dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt. Wie beschreiben Sie in der Rückschau den 14. Juni 2000?

Der 14. Juni gehört zu den aufregendsten Momenten in meiner beruflichen Karriere. Der ganze Zoo war gespannt und das Management hat der Sitzung beigewohnt. Als Oberbürgermeister Tiefensee in das Thema eingeführt hat, war ich aufgeregt und stolz darüber, was wir geschaffen haben. Als der Beschluss dann einstimmig gefasst wurde, hat der ganze Saal applaudiert. In diesem Moment wurde mir mehr als deutlich bewusst, welche große Verantwortung nun auf unseren Schultern lag. Bisher haben wir nur Überzeugungsarbeit geleistet, nun mussten wir liefern.  Uns war stets das Wichtigste, nicht Dinge zu versprechen, die wir dann nicht einhalten können, sondern unsere Vorhaben umzusetzen, um glaubwürdig zu sein.

Wie haben Sie die Umsetzung der zahlreichen Projekte in den vergangenen Jahren erlebt?

Ich habe die Umsetzung immer als sehr hohes Privileg empfunden. Die Chance zu besitzen, dass wir derart kreativ und innovativ Dinge bewegen können mit Rückendeckung der Bevölkerung, der Politik – das ist einfach großartig. Jede Eröffnung ist für mich ein Glücksgefühl verbunden mit sehr viel Stolz und Dankbarkeit für alle, die das möglich machen.

Welche Neuerungen haben den größten Einfluss auf den Zoo gehabt?

Ich denke, das waren die großen Innovationssprünge, die wir mit einigen Anlagen gemacht haben. Dazu zählt für mich zweifelsohne die Menschenaffenanlage Pongoland. Mit ihr haben wir bewiesen, dass wir im Konzert der großen internationalen Entwicklungen mitspielen können. Aber auch die Unterwasserscheibe im Elefantentempel Ganesha Mandir war zu dieser Zeit innovativ und unser größtes Projekt, die Tropenerlebniswelt Gondwanaland, haben unsere Reputation gestärkt.

Haben Sie selbst Lieblingsprojekte?

Ja, die gibt es, und das ist zweifelsohne Gondwanaland. Denn dort sind das ganze Können und die ganze Erfahrung des Teams eingeflossen.

Mit welchen aktuellen Projekten geht es jetzt weiter?

Gegenwärtig beschäftigen wir uns mit dem altehrwürdigen Aquarium, das wir bis fast auf die Grundmauern abreißen mussten und nur die historische Fassade erhalten konnten. Wir werden es modern, zeitgemäß und mit einem neuen Rundgang aufbauen. Das zweite Projekt, auf das ich mich sehr freue, ist unser Feuerland. Es soll eine der anspruchsvollsten und ich meine auch schönsten Wasserwelten für Küstenvögel und Robben entstehen wird.

Vieles ist geschafft, einiges auf dem Weg – was ist noch offen?

Offen ist dann noch der zentrale Teil des Zoos – die Asiatische Inselwelt. Das ist ein anspruchsvoller Bauplatz, der nicht von außen erschlossen werden kann, sondern mitten im Zoo gelegen ist. Die Planungsphase wird gegen Ende des Jahres beginnen. Hierbei wirken sich auch Veränderungen bei der Haltung von Vögeln und Säugetieren aus, die in die Planungen einfließen müssen.

Was sind die größten Unterschiede zwischen dem Zoo von 2000 und heute?

Der Zoo hat ein anderes Gesicht. Spartanische Käfige wie vor 20 Jahren gibt es heute kaum noch. Uns zeichnet der hohe Qualitätsstandard bei der Tierhaltung und Gestaltung von Anlagen aus. Aber auch das hohe Niveau der Gastronomie und der Service, den jeder Gast spürt, gehören zum Gesamtbild dazu.

20 Jahre weiter geschaut – wie sieht der Zoo Leipzig dann aus?

Leipzig ist weiter gewachsen, hat 750.000 Einwohner und der Zoo ist noch immer das Lieblingskind der Leipziger und ihrer Gäste. Ein kreatives Team leitet den Zoo. Der Natur- und Umweltschutzthema sind in aller Munde und es ist gesellschaftlich akzeptiert, nachhaltig zu leben. Das Zoothema ist wichtiger Bestandteil des Schulunterrichts. Der Zoo hat auf einer Fläche von zehn Hektar eine Außenstelle, um bedrohte Tierarten zu züchten, die für Wiederansiedlungsprojekte zur Verfügung stehen. Außerdem ist mittlerweile ein großes wissenschaftliches Zentrum für Naturschutzentstanden entstanden, das international hochgeachtet ist und mit Zentren wie in London, Singapur oder San Diego konkurrieren kann.